Jubiläum der Jazztage Dresden

Und dennoch drastische Absage

Die Jazztage Dresden 2025 gingen am 29. November nach 58 Festivaltagen mit zahlreichen musikalischen Sternstunden und außergewöhnlich positiver Publikumsresonanz zu Ende. Trotz 55-prozentiger Kürzung der städtischen Förderung Anfang des Jahres gelang es Jazztage-Intendant Kilian Forster und seinem kleinen Team mit 66 Konzerten in kürzester Vorbereitungszeit das „längste zusammenhängende Jazzfestival Europas” zu kreieren. Die rund 18.200 Besucher bestätigten die ungebrochene Strahlkraft der Jazztage. Den finalen Knüppel für erfolgreiche Kulturarbeit legt das Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden aktuell mit der geplanten Kürzung der institutionellen Förderung auf 0 Euro für 2026 zwischen die Beine. Als direkte Folge muss das geplante Jubiläumskonzert am 10. Januar 2026 in der BallsportARENA abgesagt werden. Weitere Entscheidungen zur künftigen Ausrichtung des Festivals stehen aus.

Das diesjährige Programm umfasste 66 Konzerte mit über 400 Künstlern aus 24 Nationen, die in insgesamt zwölf Spielstätten auftraten. Die Gesamtkapazität des Festivals wurde – aufgrund deutlich gekürzter Fördermittel und der daraus notwendig gewordenen Sparmaßnahmen – bewusst auf ein Drittel im Vergleich zu 2019 reduziert. Dennoch verzeichneten die Jazztage einen stetig wachsenden Zuspruch im gesamten Festivalverlauf. Die Hälfte aller Veranstaltungen war ausverkauft.

Bei der Vielzahl außergewöhnlicher Künstler gab es eine Reihe an Konzerten, in denen das Publikum teils bereits vor der Pause zu Standing Ovations und Begeisterungsrufen hingerissen wurde. Zu diesen Sternstunden zählten unter anderem Bill Laurance und Frank Dupree im Kronensaal von Schloss Albrechtsberg. Dazu Myles Sanko, Big Daddy Wilson, Joscho Stephan, Mohammad Reza Mortazavi, Die Zöllner, Julia Neigel und Kennedy Administration im H42 der Dresdner Whisky Manufaktur. Andreas Kümmert, Fred Wesley und Peter Flache begeisterten im Ballhaus Watzke; Tina Tandler und Thomas Putensen im Kulturpalast; James Morrison, David Hermlin und Tom Gaebel im Parkhotel sowie das Pasadena Roof Orchestra im Ballsaal des Hilton Hotels.

Obwohl das Programm in diesem Jahr einen deutlich höheren Anteil an regionalen Künstlern als gewohnt aufwies, zog es weiterhin Publikum aus ganz Deutschland an, das sich von Programmvielfalt und Künstlern begeistert zeigte. Rund 10.000 Besucher (54 %) kamen aus Dresden, etwa 6.800 (37 %) aus dem übrigen Sachsen, knapp 1.500 (8 %) reisten aus ganz Deutschland an und rund 200 Gäste (0,9 %) aus dem Ausland. Damit sind die Jazztage deutlich mehr zu einem Festival für Dresdner und ihre Gäste geworden, die aufgrund des langen Festivalzeitraumes sehr viel mehr Konzerte besuchen konnten. Die wirtschaftliche Gesamtbewertung des Festivals steht noch aus, wird jedoch aufgrund des überwältigenden Publikumszuspruchs positiver ausfallen als zunächst befürchtet. Über all dem lag ein Geist, der die Jazztage seit einem Vierteljahrhundert prägt und auch in diesem Jahr spürbar war. Die Begeisterung des Publikums, das offen und zugewandt auf die Künstler und deren außergewöhnliche, vielfältige und hochkarätige Programme reagierte, war ebenso präsent wie das wertschätzende Feedback der Künstler selbst. Dieses richtete sich sowohl auf die persönliche Betreuung im Festivalalltag als auch mit Blick auf das Festival insgesamt und seine klar erkennbar kuratierte Programmatik. Getragen wurde all dies nicht zuletzt durch das Engagement zahlreicher ehrenamtlicher Helfer, ohne deren Einsatz das Festival in seiner heutigen Form nicht möglich wäre.

„Ein besonderer Dank gilt zudem allen Partnern, Sponsoren und Unterstützern der Jazztage Dresden. Hervorzuheben ist in diesem Jahr die erstmalige Förderung durch die Stadtbezirksämter Pieschen, Altstadt und Loschwitz sowie die Unterstützung durch das Hilton Dresden. Der Freundeskreis der Jazztage Dresden e.V. mit rund 250 Mitgliedern ist inzwischen der größte Einzelunterstützer der Jazztage und die rund 50 ehrenamtlichen Helfer sind in der Festivaldurchführung unersetzlich und verkörpern die zugewandte, fast familiäre Gesamtatmosphäre schon beim Einlass“, sagt Jazztage-Dresden-Geschäftsführerin Tanja Grandmontagne.

Trotz des überwältigenden Erfolgs des Festivals 2025 stehen die Jazztage Dresden gleichzeitig vor einer problematischen Perspektive hinsichtlich der institutionellen Förderung durch die Landeshauptstadt Dresden. Bereits für das Jahr 2025 wurde die ohnehin vergleichsweise geringe Förderung erheblich gekürzt. Hierbei betrug die Förderung 2025 1/6 der des Jazzclubs Tonne. Für das Jahr 2026 liegt aktuell ein Fördervorschlag des Kulturamts an den Kulturausschuss von 0 Euro vor. Da der Kulturausschuss in den vergangenen Jahren die vorgeschlagenen Fördersummen nie erhöht hat, müssen die Jazztage realistisch davon ausgehen, im kommenden Jahr ohne institutionelle Förderung der Stadt Dresden auskommen zu müssen. Diese Entwicklung stellt einen tiefen Einschnitt in die 25-jährige Geschichte des Festivals dar. Die Jazztage Dresden gehen angesichts dieser Entscheidung in Klausur, um alle weiteren Aktivitäten grundlegend neu zu bewerten.

Eine erste direkte Folge ist bereits unumgänglich: Das geplante Jubiläumskonzert „25 Jahre Jazztage Dresden“ am 10. Januar 2026 in der BallsportARENA Dresden kann nun nicht stattfinden. Geplant waren die SWR BigBand mit vielen der besten Solisten der letzten 25 Jahre Jazztage Dresden. Das Konzert wird nun, wenn genügend Sponsoren gefunden werden, um ein Jahr auf den 9. Januar 2027 verschoben. Zu weiteren möglichen Änderungen im Zusammenhang mit der aktuellen Fördersituation werden die Jazztage Dresden zu einem späteren Zeitpunkt informieren.