Angst vor dem Zerfall einer innovativen Zukunftsbranche

Zu wenig politischer Rückenwind für Unternehmen der Windenergiebranche. Angst vor dem Zerfall der Branche.

Zu wenig politischer Rückenwind für Unternehmen der Windenergiebranche

Zunächst ein Blick auf die Solarbranche: Sachsens Solarbranche warnt schon lange vor der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, wenn der Staat keine finanziellen Unterstützungen veranlasst. Konkurrenzprodukte, die aktuell vom chinesischen, aber mittlerweile auch dem amerikanischen Markt nach Europa kommen, sind schlichtweg zu billig und damit eine ernsthafte Bedrohung für die Produktion in Deutschland. Solarmodule werden gerade in China, aber auch in den USA stark subventioniert. Dies ist in Deutschland nicht der Fall, weshalb viele Hersteller nicht konkurrenzfähig bleiben können, obwohl die Nachfrage für Solarmodule in Deutschland hoch ist. Deshalb steht unter anderem der Schweizer Solarzellenhersteller „Meyer Burger“ nun vor der Entscheidung, seinen Standort in Freiberg zu schließen und stattdessen lieber in den USA zu produzieren. Dies wäre nicht nur ein tiefer Einschnitt in die Sächsische Wirtschaftsleistung, sondern auch eine weitere Lücke im Arbeitsmarkt des Freistaates. Rund 500 Jobs stehen bei dieser Entscheidung auf dem Spiel. Unter diesem Phänomen leiden aber nicht nur die Produzenten der Solarbranche. Immer mehr sächsische Unternehmen lagern ihre Produktionsstätten ins Ausland aus und kehren steuerlichen Belastungen, übermäßiger Bürokratie und den hohen Energiekosten hierzulande den Rücken zu. Alternativ ist oft der Insolvenzantrag der letzte Schritt sächsischer Produzenten.

Gerade deshalb bangt auch der BWE-Landesverband Sachsen um Produktionsstätten für Komponenten von Windenergieanlagen (WEA) im Freistaat und warnt vor einem Zusammenbruch dieses innovativen Industriezweiges. Erst Mitte April 2023 gab der Anlagen-Spezialist „Eickhoff Wind Power GmbH“ die Schließung seines Werkes für die Produktion von WEA-Getrieben im 1,7 bis 5,7 Megawattbereich in Klipphausen im Landkreis Meißen bekannt. Das Unternehmen mit Sitz in Bochum argumentierte: Die Produktion von WEA-Komponenten lohne sich in Deutschland nicht mehr. Auch an dieser Stelle wird als Grund für die Schließung unter anderem die Konkurrenz aus China genannt. Demnach würden die dort stark subventionierten Hersteller auf den europäischen Markt drängen. Aber nicht nur die Konkurrenz, auch die langen Genehmigungsphasen haben dem Zulieferer den Wind aus den Segeln genommen. Die damaligen Preiskalkulationen stimmen durch Inflation, gestiegene Energiekosten und gestörte Lieferketten nicht mehr. Anstatt durch politische Entscheidungen den Standort in Sachsen zu retten und damit auch den 180 Mitarbeitenden der Eickhoff Wind Power GmbH eine Zukunft zu garantieren, mussten diese sich zuletzt in Eigeninitiative um die Zukunft des Betriebes kümmern. Leider ohne Erfolg, denn das Werk in Klipphausen ist nun dauerhaft geschlossen.

Fast parallel dazu lief das Insolvenzverfahren bei dem Spezialgetriebehersteller „Zimm Germany GmbH“ in Ohorn im Kreis Bautzen. Ein Wegfall eines weiteren Zulieferers von WEA-Komponenten, welcher aktuell nur noch letzte Aufträge ausführt und dann seine Hallen schließt. Den 140 Beschäftigten wurde schon im Mai 2023 gekündigt. Die Spezialgetriebe fehlen zukünftig für den Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland und müssen wahrscheinlich aus dem Ausland, möglicherweise aus Asien besorgt werden. Mit dem Zerfall dieses wichtigen Industriezweiges kommt die ohnehin schleppend vorangehende Produktion von WEA-Komponenten im Freistaat noch weiter ins Stocken. Wenn der negative Trend weiter fortgeführt wird, könnte es sein, dass WEA zukünftig nicht mehr in Deutschland produziert werden und politische Ziele durch Zulieferer aus dem Ausland umgesetzt werden müssen.

„Grüne Industrie, erst recht grüne Energieindustrie, ist einer der wichtigsten Zweige der deutschen Wirtschaft – schon heute. Wir sollten aufpassen, dass die genannten Tatsachen diesen jungen Zweig n-icht vernichten“, so Prof. Dr. Martin Maslaton, Vorstandsvorsitzender des BWE-Landesverbands Sachsen.

Zum BWE-Landesverband Sachsen: Der BWE-Landesverband Sachsen spielt eine entscheidende Rolle in der Förderung und Entwicklung der Windenergiebranche im Freistaat Sachsen. Seit vielen Jahren engagieren sich 180 Mitglieder aktiv für den Ausbau der Windenergienutzung mit Ziel, eine nachhaltige, erneuerbare Energieversorgung voranzutreiben. Der Verband ist im kontinuierlichen, regionalen Austausch zwischen Politik und Wirtschaft und leistet Informationsarbeit vor Ort. Als einer von 13 Landesverbänden ist der LV Sachsen dem Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) zugehörig.

Foto © www.slon.pics | Freepik

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