Mehrere Kultureinrichtungen müssen das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs in Dresden verlassen. Mit der kurzfristigen Kündigung reagierte der Grundstückseigentümer, die GLOBUS Markthallen Holding GmbH & Co. KG, auf häufige Beschwerden wegen Ruhestörung und Lärmbelästigung. Zudem seien Flucht- und Rettungswege durch die ansässigen Initiativen verstellt worden, sodass der Grundstückseigentümer seinen Verkehrssicherungspflichten nicht mehr angemessen nachkommen konnte. „Wir haben uns daher, auch im Hinblick auf Haftungsrisiken, nach intensiver Erörterung dazu entschieden, sämtliche Nutzungen auf dem Gelände zu beenden“, zitieren die Dresdner Neueste Nachrichten den Globus-Eigentümer.
Für den neutralen Betrachter scheint diese Aussage nachvollziehbar. Wer jedoch die Historie des Standortes kennt und zudem das Vorgehen von Globus reflektiert, kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich hier um eine Überreaktion des Grundstückseigentümers handelt. „Seit mehr als zehn Jahren lässt Globus das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs verkommen. Weder werden denkmalpflegerische Maßnahmen ergriffen, noch wird der Müll auf dem Gelände beseitigt. Erst im letzten Jahr wurde der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs auf dem Alten Leipziger Bahnhof prämiert ¬– seitdem ist nichts passiert! Wenn sich auf dem Gelände nicht bald etwas tut, stehen wir möglicherweise vor einem weiteren Jahrzehnt des Verfalls und irgendwann vor einem Trümmerhaufen eines historisch bedeutsamen Ortes“, so Stephan Trutschler, Sprecher der Allianz für Dresden. Teilweise bis zu zehn Jahre lang wurde durch die Duldung im Alten Leipziger Bahnhof ein besonderer Freiraum für Kunst und Kultur geschaffen. Für diese Möglichkeiten zeigen sich die Initiativen auch sehr dankbar. Doch der Wegfall dieses Standortes ist fatal. Die Suche nach neuen Räumlichkeiten stellt sich als enorm schwierig dar. Entsprechend bedrohlich ist die Situation für die Menschen, welche sich dort auf für Dresden einzigartige Weise künstlerisch ausleben konnten.
Das alles ist besonders bitter, weil es für die Vorwürfe der Ruhestörung gegenüber dem Verein Hanse 3, der Ständigen Vertretung und dem Wagenplatz keine belastbaren Beweise gibt. Es ist nahezu unmöglich nachweisbar, dass diese drei jetzt verwiesenen Nutzergruppen tatsächlich für die Ruhstörungen verantwortlich sind. Besonders problematisch für die Kulturschaffenden vor Ort ist die fehlende Auseinandersetzung des Eigentümers mit der Situation. Herausfordernd ist auch die überraschende und bis Ende März geforderte Beräumung. „Es stellt sich die Frage, warum ein Unternehmen mit Sitz im Saarland nicht differenziert auf die angeblichen Beschwerden über Ruhestörung und Lärmbelästigung reagieren kann. Vermutlich, weil die beiden Parteien rund 620 Kilometer voneinander entfernt sind und hier nicht einmal der Versuch eines Austausches stattgefunden hat. Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand wurden keine Gespräche mit den örtlichen Initiativen geführt. Zugleich legt dieses Vorgehen nahe, dass Globus den Druck auf die Stadtverwaltung erhöhen will – und das auf dem Rücken dieser kleinen Initiativen. Hier hätte es andere Lösungen geben können und ich hoffe sehr, dass man im Gespräch doch noch übereinkommen kann. Ansonsten nimmt mir dieses Prozedere auch den letzten Funken Sympathie für Globus“, so Trutschler weiter.
Hintergrund ist der angestrebte Tausch der Fläche am Alten Leipziger Bahnhof mit einer Ersatzfläche in der Friedrichstadt, damit Globus an der Bremer Straße seinen Einkaufsmarkt errichten könnte. Dieser Deal wird auf Grundlage der städtischen Finanzen allerdings immer unwahrscheinlicher. Wodurch weitere langwierige Verhandlungen um Teilflächen im Raum stehen. Die Stadtverwaltung äußerte sich nur zurückhaltend zu den kurzfristigen Kündigungen: „Die Landeshauptstadt Dresden kann ad hoc keine Lösung bieten.“ Dieses Verhalten sowohl der Stadtverwaltung als auch von Globus zeigt einmal mehr, dass sich an diesem Standort auch in Zukunft nichts verändern wird. „Die Allianz für Dresden fordert die Stadt deshalb erneut auf, endlich eine klare Linie zu fahren. Die Auflagen des Denkmalschutzes müssen durchgesetzt werden und es braucht weitere Gespräche mit Globus, die nicht nur auf Forderungen basieren, sondern auch andere Lösungsvorschläge seitens der Stadt in Aussicht stellen. Im Hinblick auf die Gesamtentwicklung der Stadt muss dieses Areal rasch einer Nutzung zugeführt werden“, so Trutschler abschließend.
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