Hendrik Schwarz hat sich als Geschäftsführer der „Verwaltung Entwicklung und Finanzierung GmbH & Co. KG (VEF)“ lange bemüht, den Termin vor dem Landgericht zu verhindern und auf eine außergerichtliche Einigung mit der ProStein GmbH hinzuwirken. Von deren Seite gab es jedoch kein Entgegenkommen, so dass sich die beiden Parteien in der letzten Woche zum Gütetermin vor Gericht wiederfanden. Der Mittelständler aus dem Osterzgebirge bedauert sehr, dass es trotz vieler Versuche im Vorfeld zu keiner Einigung mit dem ehemaligen Pächter gekommen ist: „Die Fakten liegen klar auf dem Tisch. Etliche Gutachten, Materialbeprobungen und entsprechende Schreiben belegen die bergbaufremden Stoffe in meinem Steinbruch in Bärenstein. Für deren Ansammlung und Entsorgung trägt allein die ProStein GmbH die Verantwortung und ich erwarte, dass sie diese auch endlich übernehmen! Darüber hinaus sind äußerst schädliche Auswirkungen auf Natur und Umwelt zu befürchten. Im Zuge dieser Gefahr ist es ärgerlich, dass jetzt noch mehr Zeit bis zu einer endgültigen Klärung verstreicht.“
Diese Befürchtung begründet sich vor allem darin, dass nach dem ergebnislosen Gütetermin im Landgericht weitere Proben und Gutachten in Auftrag gegeben werden, was natürlich neben dem entsprechenden finanziellen Aufwand auch wieder Zeit kostet, die eigentlich nicht gegeben ist. Die Gutachten sollen weiteren Aufschluss über das, was dort tatsächlich über zwei Jahrzehnte illegal abgelagert wurde, aber zudem jetzt auch über den Arsengehalt der bergbaufremden Stoffe im Steinbruch geben. „In diesem Zuge werden wohl ergänzend Beprobungen des Bodens und des Wassers durchgeführt. Damit soll Klarheit über die aus unserer Sicht komplett absurde Argumentation der ProStein GmbH geschaffen werden, dass der nachgewiesene Anteil an Arsen geogen bedingt und völlig normal für die Region wäre“, so Schwarz weiter. So konnten durch das in Fachkreisen sehr renommierte „Oberlausitzer Baustoff- & Umweltlabor (OBUL)“ nach immerhin über zwanzig Jahren der Einlagerung immer noch eine über 60-fache Belastung an Arsen nachgewiesen werden, was besonders in Hinblick auf die Auswaschungen erschreckend ist. Dies deshalb, da durch diese Belastung weiterhin enorme Gefahren für die Flora und Fauna im Grundwasserschutzgebiet einhergehen. Dies soll jetzt im laufenden Verfahren erneut auf den Prüfstand kommen.
Die ProStein GmbH zeigt weiter keine Einsicht oder Verantwortung. Die Tochterfirma des Weltkonzerns CEMEX, der mit einem Jahresumsatz von 17,4 Milliarden US-Dollar als führendes Handelsunternehmen im Bereich Zement, Beton und Naturrohstoffe gilt, behauptet sogar die zeitweise bis zu 50.000 Tonnen bergbaufremden Stoffe wären schon vor Beginn des Pachtvertrages abgelagert gewesen. Ein Vorwurf an die VEF, der in Anbetracht der aus der Zeit stammenden Risswerke samt verzeichneten „Bauschutt-Haufwerken“ absurd erscheint. Als Risswerke werden die technischen Vermessungen im Bergbau in Form von Karten und Plänen bezeichnet. Für weitere Irritationen sorgen die anwaltlichen Schreiben der ProStein GmbH.
Im Schriftsatz seitens der VEF an das Landgericht vom 15. November 2024 heißt es, dass bereits 2003 der Vater von Herrn Schwarz eine Kündigung des Pacht- und Abbauvertrages ausgesprochen hatte und dies nach Erinnerung des Unterzeichners auch wegen angeblich eingebrachter Fremdstoffe, die aber zum Teil illegal eingebracht worden waren, wegen der Hochwassersituation im Jahr 2002. Für Hendrik Schwarz und die VEF deckt sich das mit den Geschehnissen und liest sich wie ein Eingeständnis. Es stellt sich gerade deshalb die Frage, weshalb auf diese Erkenntnis kein Handeln in Form von Entsorgungsarbeiten von Seiten der ProStein GmbH folgte. Dieses konsequente „sich verweigern“ scheint in Anbetracht der Haufwerke, in denen nachweislich Materialien wie unter anderem Kabelreste, Bauschaum, Ölfässer, Straßenteertrümmer, Plastikfolien und Asbestreste festgestellt wurden, auch für Außenstehende inzwischen nur noch schwer vorstellbar.
Ein bisschen Bewegung kann Hendrik Schwarz auf seinem Grundstück in Bärenstein jetzt doch verfolgen, da in den letzten Wochen häufiger LKWs der ProStein auf dem Gelände verkehren. Mutmaßlich, um die bergbaufremden Stoffe abzutransportieren. Einerseits freut sich Schwarz natürlich darüber, dass die negative Beeinflussung der Umwelt durch die Schadstoffe gestoppt wird und so auch die Hoffnung wächst, dass ihm sein Steinbruch doch noch besenrein übergeben wird. Zum anderen stellt sich aber auch ihm die Frage, wohin das teilweise deponieentsorgungspflichtige Material tatsächlich gelangt – immerhin sind dort noch 15.000 bis 25.000 Tonnen umweltgefährdender „Müll“ eingelagert.
Trotz aller Befürchtungen sieht sich die VEF jetzt als kleiner mittelständischer Betrieb wie David gegen Goliath gegen einen Weltkonzern antreten. „Wir haben sehr auf eine für beide Seiten akzeptable Einigung gehofft, doch die Hoffnung auf eine endgültige Klärung der Situation ist leider zerstoben. Wir werden sehen, was die Ergebnisse der neuen Proben und der weitere Prozess ab März 2025 bringen werden. Dafür braucht es allerdings viel Geduld und Durchhaltevermögen. Doch wir hoffen sehr, dass es eine schnelle Lösung zur umfänglichen Entfernung der bergbaufremden Stoffe aus meinem Steinbruch gibt“, so Schwarz abschließend.
Foto: Hendrik Schwarz im eigenen Steinbruch ©meeco Communication Services